Ich träumte wieder einmal von all den Ereignissen, die mich seit Jahren bis ins Innerste verfolgten. Ich hatte so viel verloren und ich hatte so viel Schuld auf mich geladen-mehr als ich je würde gutmachen können. Doch schlichen sich heute mehr gute Erinnerungen in meinen Traum, von viel länger vergangenen Zeiten. Ich schlief wieder ruhig wie ein Engel, denn mein Traum entsprach wirklich der Vorstellung eines Märchens. Sie war da-bei mir und so wie früher war da nur Vertrautheit und ein Glücksgefühl, daß ich nie sonst gespürt hatte.. Es fühlte sich alles so wirklich an und doch, sicherlich war es nur der Geist des Traumes, der mir etwas vorgaukelte. Ich hatte mein Recht auf Glück verwirkt-niemals würde es wirklich. Und wenn ich aufwachte, war alles vergessen und nichts mehr da von diesem Wohlgefühl.
Ich merkte gar nicht wie das Licht ins Zimmer flutete oder daß Lily dort war und mir über die Wange streichelte. Die zarte Berührung schlich sich jedoch in meinen Traum ein. Gerade lag ich mit ihr im Gras am Ufer des Sees, der Wind strich zart um unsere Gesichter und dann drehte ich mich zu ihr, sah sie lächelnd an und bekam ein strahlendes Lächeln zurück. Wir hielten uns auch an den Händen und als mir der Wind eine Haarsträhne ins Gesicht bließ, strich sie diese zart zur Seite. Es fühlte sich so wirklich an als spürte ich tatsächlich ihre Finger auf meiner Haut. Dann passierte etwas, was ich mir immer sehnlichst wünschte. Sie beugte sich zu mir hinüber und legte ihre Lippen auf meine. Dieses Gefühl, das in mir aufstieg, erdrückte mich fast. Sehnsucht, wahnsinniges Glück, alles was sich wohl im Laufe der Jahre in mir aufstaute. Dennoch, es war doch nie so weit gekommen und genau diese Gedanken ließen mich aus dem Traum auftauchen. Als ich meine Umgebung dann bewusst wahrnahm, spürte ich zuerst, daß ich auf etwas ungewohntem lag. Meine Liege? Wie..? Ich schlug die Augen auf. Was ich dann sah, ließ mich zuerst wähnen, ich träumte noch immer. Gleichzeitig kam aber langsam die Erinnerung an die Nacht in mir auf und mir wurde bewusst, daß es sich wirklich um die Wahrheit handeln muss. Ich sah die lebendigsten grünen Augen über mir, die ich je gesehen hatte und die konnten nur zu Lily gehören. Alles war tatsächlich passiert und sie LEBTE. Ich blinzelte nochmal und sah sie dann lächelnd an..
Es ist.. ich träume wirklich nicht mehr.. Das war so schön eben, am See. Dennoch, die Wirklichkeit, sie ist noch viel schöner!
Mit diesen Worten richtete ich mich langsam auf.
Ich wurde noch nie so geweckt.. das ist das bisschen Schlaf mehr als wert.
Ich griff nach ihrer Hand und zog sie sanft heran und in meinen Augen schien wieder ein Funken Sorge um sie, da ich mich wieder klar an alle Ereignisse von der Nacht erinnerte.
Wie geht es dir?